Liebesgeschichten: Gehen oder Bleiben? Folge 1: Eine stürmische Beziehung
Bringt`s das noch?
Irgendwann stellt sich jeder einmal diese Frage, wenn es in der Beziehung kriselt. Manchmal kommen die ersten Zweifel bereits nach wenigen Monaten oder sogar schon nach ein paar Wochen: Ist er der Richtige oder gibt es da draußen noch einen Besseren für mich? Passt sie wirklich zu mir oder sollte ich lieber gleich die Finger von dieser Beziehung lassen?
Oder es treten Zweifel erst nach Jahren auf, wenn man sich immer öfter fragt:
War das etwa alles? Will ich wirklich so weiterleben?
Die Antworten auf diese Fragen werden einem leider nie geschenkt.
Unsicher irrt man die Route zur Gewissheit entlang und sucht verzweifelt nach der richtigen Abfahrt, doch statt Klarheit begegnet einem lange nichts außer den üblichen Anhaltern: Ängste, Enttäuschungen und unerfüllte Bedürfnisse.
Zu allem Überfluss muss man dann auch noch feststellen, dass es keinen allgemeingültigen Gradmesser dafür gibt, wann eine Beziehung tatsächlich das Zeitliche gesegnet hat oder wann sie nur wieder mehr Beachtung und Engagement braucht.
Da jede Partnerschaft anders gestrickt ist und anderen Bedingungen unterliegt, braucht jede Beziehung auch eine individuelle Lösung. Daher werde ich diesem Thema auch mehr als eine Folge widmen und anhand von realen Fallbeispielen mögliche Lösungswege aufzeigen:
Fangen wir bei Annette, 36 an. Sie war unverheiratet und befand sich seit 3 Jahren in einer „stürmischen Beziehung“ mit dramatischen Gefühlsachterbahnen. Beide Partner konnten nicht wirklich mit, aber auch nicht ohne einander leben.
In schöner Regemäßigkeit entfachten sie heftige Streits, die dann zwar zu leidenschaftlichen Versöhnungen führten, aber auch zu seelischen Verletzungen, die Sicherheit und Geborgenheit zunehmend unmöglich machten.
Im Laufe der Beratung stellte sich heraus, dass Annette unbewusst versucht hatte, die Sehnsucht nach Verbundenheit mit extremen Verhaltensweisen herbeizuführen.
Anette: „Eigentlich habe ich nur beim Sex wirklich Nähe zu meinem Freund gespürt und nach einem Streit war es besonders intensiv zwischen uns.“
Da die Streits aber nur Mittel zum Zweck waren, um nachher Nähe zu erfahren, wurde die auslösende Situation nie besprochen oder bereinigt. Oft reichte nur ein bestimmtes Wort oder ein gewisser Tonfall aus, um beim anderen immer den gleichen „Film“ ablaufen zu lassen. Bei Annette war es die Art wie Ihr Freund mit den Augen rollte, wenn Sie anfing über Gefühle zu sprechen. In diesen Momenten fühlte sich so abgelehnt, dass sie vor lauter Empörung nur noch mit Geschrei reagieren konnte und den nächsten Streit auslöste.
Um dieses Beziehungsmuster zu unterbrechen, ist es notwendig, dass einer der Partner mal etwas völlig anderes macht als bisher. Und so geschah es, dass Annette statt mal wieder „auszurasten“ plötzlich anfing zu lachen. Das wiederum irritierte ihren Freund so sehr, dass auch er in seinem üblichen Verhalten unterbrochen wurde und Fragen stellte, was früher nie vorkam. Nachdem er verstand, dass sie nicht über ihn, sondern über die Absurdität der Situation lachen musste, konnten sich beide erstmals sogar auf humorvolle Weise über ihre Beziehung unterhalten.
Annette: „Ich hätte nie gedacht, dass wir über Gefühle mit so viel Leichtigkeit sprechen könnten. Danach habe ich mit meinem Freund eine noch nie da gewesene Vertrautheit erlebt. Jetzt weiß ich, dass es sich lohnt, weiterzumachen.“
In der nächsten Folge werde ich von Lothar, 58 berichten, der seit 23 Jahren verheiratet ist und 3 erwachsene Kinder hat, die längst aus dem Haus sind.
Er hatte genau das umgekehrte Problem. Er sah sich in einer „gleichgültigen Beziehung“ gefangen, in der sich beide Partner der Bequemlichkeit willen miteinander arrangiert hatten, allerdings um den Preis der Entfremdung und der Gefühlslosigkeit.
Deine Serafina
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